Stellungnahme der Fakultätsvertretungen und Fachschafträte der Universität zu Köln zur Ermöglichung von Freischussregelung und Solidarsemester

Created with Sketch.

Für den Download der nachfolgenden Stellungnahme: Hier klicken

Sehr geehrter Herr Prof. Dr. Dr. h.c. Freimuth, sehr geehrte Frau Prof.’in Dr.’in Busse, sehr geehrte
Studiendekane und Studiendekanin der Fakultäten,

wir wenden uns an Sie, weil uns die Entwicklungen der letzten Wochen mehr als beunruhigen. Als Studierendenvertretungen der einzelnen Fakultäten sehen wir, wie drastisch sich die aktuelle Situation auf die Lebens- und Studienrealität der Studierenden auswirkt. Viele haben ihre Jobs verloren, müssen Kinder oder Verwandte versorgen, nebenher arbeiten und studieren - diese Belastung ist für viele kaum zu bewältigen. Deshalb waren wir sehr froh zu sehen, dass die Landesregierung in NRW den Rektoraten die Möglichkeit gegeben hat, sich kurzfristig den schwierigen Situationen der Studierenden anzupassen. Leider erscheinen uns die Entscheidungen unserer Universität das Gegenteil zu bewirken.
Mit großem Bedauern haben wir aus der Amtlichen Mitteilung der Universität vom 28. April 2020 entnommen, dass sich die Universität sowohl gegen eine Freiversuchsregelung bei Klausuren, als auch gegen ein Solidarsemester ausspricht. Aus unserer Sicht ist diese Handlung weder nachvollziehbar noch akzeptabel.
Gleichermaßen irritiert sind wir von der Kommunikation der Universität. Auch wenn die Corona-Hochschul-Verordnung das Rektorat ermächtigt, Entscheidungen allein zu treffen, sollte dies nicht bedeuten, Studierende nicht in einen entsprechenden Prozess mit einzubeziehen. Insbesondere schockierte uns, dass nicht einmal der Allgemeine Studierendenausschuss in die Entscheidung eingebunden wurde, um unsere Anliegen zu repräsentieren. Deshalb wenden wir uns nochmal auf diesem Wege an Sie, um Ihnen die Sichtweise der Studierenden darzulegen und an Sie zu appellieren Ihre Entscheidung zu überdenken.

Wir, die Studierenden der verschiedenen Fakultäten, stehen aufgrund der Entscheidungen des Rektorats vor sehr ähnlichen Problemen und großen Herausforderungen bei der Bewältigung unseres Studiums. Besonders folgende Sachverhalte stufen wir, als Vertretende, kritisch ein:
Zum einen stellen der Wegfall von Präsenzveranstaltungen und der Wechsel auf Online-Lehre eine massive Umstellung der Lehrmethoden dar. Insbesondere für Studierende im ersten Semester ist dies eine große Herausforderung, da man zum Studienbeginn ohnehin mit völlig neuen, komplexen Lerninhalten und Herangehensweisen konfrontiert wird und daher ein erfolgreicher Einstieg in die
fachliche Materie seitens der Lehrenden gewährleistet werden muss. Wir befürchten, dass sich viele Erstsemester überfordert fühlen und dadurch einer übermäßigen psychischen Belastung ausgesetzt werden, die sich negativ auf das gesamte restliche Studium auswirken kann.

Wenngleich sich die Dozierenden größte Mühe bei der Vermittlung des Vorlesungsstoffs geben, können die Vorzüge einer interaktiven Präsenzveranstaltung aus unserer Sicht niemals vollständig kompensiert werden. Auf Fragen kann oft nicht hinreichend eingegangen werden, es fehlt der wichtige Dialog zwischen Studierenden und Lehrenden und der fachliche Austausch mit Kommilitonen und
Kommilitoninnen in Vorlesungen sowie in privaten Arbeitsgemeinschaften. Die Einschränkung dieser Formate ist besonders für die Studierenden der rechtswissenschaftlichen Fakultät fatal. Folglich befürchten viele, nicht die gleichen Leistungen, wie unter normalen Umständen, erbringen zu können und
eine Benachteiligung gegenüber anderen Kohorten. Weiter können ganze Module an der mathematisch-naturwissenschaftlichen Fakultät nicht durchgeführt werden, da diese durch das Vorkommen vieler verschiedener Praktika geprägt sind, bei welchen eine persönliche Durchführung von Experimenten durch die Studierenden obligatorisch ist. Zwar ist eine Verschiebung einiger Praktika in die Semesterferien angedacht, dennoch bedeutet dies, dass es einigen Studierenden gar nicht möglich ist, die vorgesehenen ECTS-Punkte in diesem Semester zu erzielen. Darüber hinaus ergeben sich somit weiterer zeitliche Engpässe, da die Vorlesungsfreie Zeit regulär für externe Berufspraktika und ähnliches vorgesehen ist.
Außerdem sorgt die Unklarheit über die Terminierung der Klausuren für große Verunsicherung. Vielen von uns sind die Klausurtermine für die ausgefallenen Prüfungen aus dem vergangenen Semester immer noch nicht bekannt, was eine Planung faktisch unmöglich macht. Dies führt zu einem immens
höheren Workload als in anderen Semestern. Neben der Nachbereitung des Stoffs im laufenden Semester kommen weitere zahlreiche Abgaben hinzu, um Prüfungsleistungen zu ersetzen, sowie die Vorbereitung auf die entfallenen und aktuellen Klausuren. Die Prüfungslast an der WiSo Fakultät, wie auch den anderen Fakultäten, wird im kommenden Monat besonders hoch sein, da sowohl die
Midterm-Klausuren, als auch ausgefallene Prüfungen innerhalb von zwei Wochen durchgeführt werden sollen. Dies führt dazu, dass sich besonders viele Masterstudierende, neben den genannten Aufgaben, auf bis zu vier oder mehr Klausuren gleichzeitig vorbereiten müssen, da es in diesem Semester
voraussichtlich keine Ausweichtermine geben wird. Folglich sehen sich viele benachteiligt, da man sich regulär über eine Spanne von zwei Monaten hätte vorbereiten können, oder sie sehen sich gezwungen ihr Studium zu verlängern, was weitreichende Folgen haben kann. Auch an der humanwissenschaftlichen und philosophischen Fakultät sieht es ähnlich aus, zusätzlich zur Prüfungslast gehen
Studienleistungen mit einem deutlich erhöhten Workload einher als unter normalen Umständen.

Des Weiteren verspüren viele Studierenden ebenso einen Druck in Hinblick auf die Durchführung der Prüfungen, der zum einen auf die Ungewissheit über den Verlauf von alternativen Prüfungsformen zurückzuführen ist und zum anderen auf das nicht vorhersehbare Infektionsgeschehen mit all seinen Auswirkungen auf die heterogenen Lebenssituationen. Entsprechend gibt es noch viele offene Fragen, beispielsweise, wenn die Internetverbindung abbricht oder wenn Server überlastet sind. Besonders die Leute, die in einer Prüfung vor ihrem Letztversuch stehen, sind beunruhigt, nicht mit der neuen Form umgehen zu können. Sie befürchten aufgrund der von der Pandemie hervorgerufenen Probleme ihr Studium nicht abschließen zu können. Dies führt zu einer extrem hohen psychischen Belastung. Deshalb wäre die Möglichkeit, dass Prüfungen im Sommersemester 2020 im Sinne der Freiversuchsregelung wiederholt werden dürfen, eine erhebliche Entlastung für die Studierendenschaft.
An anderen Hochschulen wurde auf die besondere Situation der Studierenden geachtet. Als lokales
Beispiel sei hier nur die Technische Hochschule in Köln genannt. Wir verstehen nicht, warum es an unserer Universität nicht also auch funktionieren würde. Ebenso erscheinen uns die, aus der Pressemitteilung des AStA zu entnehmenden, Argumente der Universität gegen einen Freiversuch keinen Sinn zu ergeben. Uns geht es darum, dass Studierende bei einem “Nicht bestehen” ihrer Prüfung entlastet werden.
Es ist sehr bedauerlich zu sehen, dass die Universität sich nicht von sich aus dazu bereit erklärt hat, Studierende in dieser besonderen Situation zu unterstützen. Es musste erst eine Änderung der Corona-Epidemie-Hochschulverordnung vom Land NRW vorgenommen werden, damit unsere Universität sich nicht mehr gegen die Lebens- und Studienrealität stellen kann. Wir begrüßen die Änderungen und besonders §7 Abs. 3 der Änderungen in der Corona-Epidemie-Hochschulverordnung, welcher klar ausdrückt, dass den Studierenden unter den gegebenen Bedingungen ein Freischuss in ihren Prüfungen zusteht.

Wir hoffen Ihnen ist die prekäre Lage, in der wir uns Studierende nun befinden, klarer geworden. Daher fordern wir eine Änderung der Regelung für die Prüfungen, eine Ermöglichung des Freiversuches sowie eine generelle Anpassung der Universität zu Köln zur Ermöglichung eines Solidarsemesters.

Herr Freimuth, Frau Busse, handeln Sie!

Die Fakultäts- und Fachschaftsräte der
Wirtschafts- und Sozialwissenschaftlichen Fakultät
Rechtswissenschaftlichen Fakultät
Philosophischen Fakultät
Mathematisch-Naturwissenschaftlichen Fakultät
Humanwissenschaftlichen Fakultät

Stellungnahme der Studierendenschaft der HumF zu den universitären Kürzungen

Created with Sketch.

Ein grundsätzliches Problem betrifft die Transparenz: Das Dekanat der Humanwissenschaftlichen Fakultät hat in letzter Zeit mehrfach darauf hingewiesen, dass bereits seit ca. zwei Jahren die allgemeine Notwendigkeit von Kürzungen bekannt gewesen sei und die Departments entsprechend informiert und zur Aufstellung einer Planung angehalten gewesen wären. Dazu muss man entgegnen, dass bis vor Ende des letzten Jahres allerdings keine konkreten Zahlen für die Departments vorhanden waren auf deren Grundlage eine Kürzungsplanung hätte vollzogen werden können. Es war entsprechend nicht angemessen von den Departments zu erwarten, dass sie spekulativ Kürzungsszenarien entwickeln, ohne eine konkrete Grundlage oder Notwendigkeit für Einsparungsmaßnahmen in Aussicht zu haben.
Entsprechend ist auch der Verweis des Dekanats auf die gegebene Transparenz gegenüber der Studierendenschaft zu bewerten: Auch hier wird darauf verwiesen, dass Informationen bereits frühzeitig bekannt gewesen seien und über die entsprechenden Vertreter*innen an die Studierendenschaft hätten getragen werden können. Hierzu ist zu entgegnen, dass in vergleichbarer Weise die Informationen bis zum Ende des letzten Jahres zu vage waren, um spekulativ die Studierendenschaft über anstehende Einsparungen zu informieren. Auch sehen wir die Departments- und Fakultätsleitung(en) in besonderer Verantwortung hinsichtlich der Diskussion um die Schließung von Studiengängen. Wenn Szenarien solche Maßnahmen beinhalten, muss auch auf direktem Wege mit den Studiengangsverantwortlichen und der entsprechenden Studierendenschaft kommuniziert werden und nicht nur auf die formalen Vertreter*innen verwiesen werden.

Bedeutung der HumF (-Studiengänge) und insbesondere der Heterogenität der Studiengänge
In Bezug auf die geplanten Kürzungen an der Universität zu Köln, beziehungsweise an der humanwissenschaftlichen Fakultät, die dazu angehalten ist, pro Jahr 1,5 Millionen Euro einzusparen, sehen sich viele der dort vertretenen Studiengänge - beispielsweise die Interkulturelle Bildung oder die Frühförderung - durch eine mögliche Abschaffung bedroht.
Schaut man sich den aktuellen politischen und gesellschaftlichen Diskurs  in Deutschland an, der sich vor allem mit der verstärkten Einwanderung im Jahr 2015, weiter in ein stark rechtes Spektrum bewegt hat, so ist es durchaus angebracht hervorzuheben, dass aus unserer Sicht eben die Inhalte der von den Kürzungen bedrohten Studiengänge zum aktiven Erhalt einer demokratischen, lebendigen und vielfältigen Gesellschaft beitragen, die in der Lage ist, demographischen Veränderungen auf konstruktiver Weise zu begegnen und einfache Antworten für komplexe Sachverhalte kritisch zu reflektieren.

Das Dekanat soll eine grundsätzliche Haltung zur Ablehnung der Kürzungen zum Ausdruck bringen.
Wir wünschen uns außerdem vom Dekanat eine ebenfalls ablehnende Haltung zu den Kürzungen. Wenn man die Vorbereitung für die 100 Jahrfeier im Internet nachverfolgt, wird die Vorstellung von geplanten Sparmaßnahmen in Millionenhöhe signifikant erschwert. Sicherlich ist es schön, eine hundert Jahre alte Universität zu haben, aber gibt es tatsächlich einen Grund zu feiern, wenn zahlreiche Dozierenden keine Verlängerung ihrer Verträge bekommen.Zudem hat eine Diskussion auf inhaltlicher Ebene aus Augen der Studierendenschaft nicht stattgefunden. Es wird stets auf struktureller und kapazitätswirksamer Ebene diskutiert, ohne die Inhalte der Lehrstühle und Studiengänge zu betrachten, welche von den Kürzungen bedroht sind. Auch hier wollen wir wiederum auf die gesellschaftliche Relevanz der Studiengänge, welche gestrichen werden könnten, verweisen.


Aus diesen Gründen wäre es wünschenswert, dass sich die Universitätsverwaltung mit dem Rektorat an das Land NRW wendet und die finanziellen Probleme transparent darlegt. Nur so können die drohenden Kürzungen möglicherweise verhindert und eine Vielfalt gewährleistet werden.
Fachschaft Ästhetische Erziehung, Fachschaft Lernen, Fachschaft Inklusion, Fachschaft Hören und Kommunikation, Fachschaft körperliche und motorische Entwicklung, Fachschaft Geistige Entwicklung, Fachschaft emotionale/soziale Entwicklung, Fachschaft Gebärdensprachdolmetschen, Fachschaft Sozialwissenschaften Lehramt, Fachschaft Interkulturelle Bildung/Erziehungswissenschaften/Rehabilitation, Fachschaft Unterrichtsfach Pädagogik, Fachschaft Erziehungswissenschaften Bachelor, Fachschaft Sprache, StAVV – Studierendenvertretung der humanwissenschaftlichen Fakultät

Gegen die Hochschulgesetzesnovelle

Created with Sketch.

Gegen die Einführung von Studiengebühren

Created with Sketch.

Hier findet ihr die entsprechende Pressemitteilung des AStAs.  
Der StAVV schließt sich dem AStA Uni Köln an und lehnt Studiengebühren in jeglicher Form ab. Schwarz-Gelbe Pläne zur Einführung von Studiengebühren für internationale Studierende sind diskriminierend.